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Von Sorgenstein und Hoffnungslicht

04.04.2021

Von Sorgenstein und Hoffnungslicht.
Pfr.i.R. Christoph Krause, Pretzsch

Am letzten Sonntag haben wir Ostern gefeiert im Pfarrbereich Bad Schmiedeberg-Pretzsch. Kleine, aber schön vorbereitete Familiengottes­dienste. Nicht ganz so viele Gäste wie sonst, aber trotzdem gespannte Erwartung bei Groß und Klein, denn, in der Einladung war es angekündigt, - ein Stein wollte seine Geschichte erzählen. Jener Stein, der damals vor dem Grab Jesu gelegen hatte und der den Frauen, die zu ihm gehen wollten, solche Sorge bereitete: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ (Markus 16,3). Ein „Sorgenstein“, den die drei nicht nur vor Augen hatten, sondern der auch auf Herz und Seele lastete. Nach dem Verlust des Mannes, den sie liebten, nach der Enttäuschung, die sie aller Hoffnung beraubte, und der Angst vor der Zukunft. So ein schwerer Stein, solch eine große Last …

Und dann kommen sie ans Grab und sehen, dass er beiseite gerollt ist und den Weg freigemacht hat. Und sie schauen nicht in ein dunkles Grab, sondern es leuchtet ihnen hell entgegen. Und sie werden nicht mit dem Schweigen des Todes konfrontiert, sondern sie hören die Stimme des Engels: „Jesus lebt!“ Die Hoffnung lebt! Ostern bricht an!

Das erzählte der Stein, ganz sichtbar im Altarraum der Kirche. Und er erzählte von den vielen Sorgensteinen, die bis heute auf Menschen lasten, ihnen den Weg verbauen, die Sicht ver­stellen, an denen sie sich stoßen und reiben und verzweifeln. Und dann konnte, wer wollte, seinen eigenen beschrifteten „Sorgenstein“ nach vorn bringen und zu dem großen dazulegen und loswerden. Mit einem Wort seine Sorge benennen und Gott anvertrauen. Die Einsamkeit der Alten. Die Angst um die Gesundheit. Der Verlust von Nähe. Schulstress. Die fehlenden Freundinnen und Freunde….
Und ein kleines Osterlicht entgegennehmen, entzündet an der Osterkerze, gegen die Dunkelheit ein Licht der Hoffnung. „Sorgenstein“ gegen „Hoffnungslicht“ eintauschen.

Der große Grabesstein von damals hat sich nicht in Nichts aufgelöst. Auf den Osterbildern ist er immer sichtbar. Aber er ist beiseitegeschoben, nicht mehr im Zentrum der Szene und der Gedanken. Es dreht sich mehr alles um ihn. Sondern Neues bricht an, löst vielleicht erst einmal Ratlosigkeit aus wie damals bei den Frauen und den Jüngern, sogar Erschrecken. Aber am Ende scheint das Licht, bleibt die Hoffnung, gelingt die Liebe, siegt das Leben.
So lautete in diesem Jahr die Osterbotschaft des Steines, und die war, da waren sich alle einig, mal wichtiger als die Geschichten vom Osterhasen. Frohe Ostern!

 


Sorgenstein und Hoffnungslicht –
Ostergruß
aus der Bad Schmiedeberger Stadtkirche

 

Bild zur Meldung: Ostern 2021